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Lesetipp: Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Studienergebnissen

Wer sich mit neuen Studienergebnissen beschäftigt, kennt das Phänomen: Ist eine Studie abgeschlossen, veröffentlicht der Hersteller oft eine Pressemitteilung. Werden die Ergebnisse auf einer Konferenz vorgestellt, kommt in der Regel noch ein Abstract hinzu. Dann dauert es aber noch eine ganze Weile, bis die Daten vollständig publiziert werden. Das ist deshalb bedeutsam, weil sich eine Studie in der Regel erst dann richtig beurteilen lässt, wenn alle Daten vorliegen.

Eine Analyse in JAMA Oncology hat sich einmal angeschaut, wie lange diese Verzögerung tatsächlich ist. Die Autoren haben über einen Zeitraum von acht Jahren die Pressemitteilungen zu Phase-III-Studienergebnissen von acht wichtigen Herstellern ausgewertet, die Mittel zur Krebsbehandlung vermarkten. Dabei untersuchten sie, nach wie langer Zeit die Ergebnisse entweder in einem Studienregister (clinicaltrials.gov) oder in einer Fachzeitschrift erschienen sind.

Im Median waren es 300 Tage zwischen Veröffentlichung der Pressemitteilung und vollständiger Publikation. Dabei ließen sich Studien mit negativen Ergebnissen länger Zeit als solche mit positiven Ergebnissen.

Für die medizinische Versorgung ist das aus zwei Gründen bedenklich: Lassen sich Ärzte mit der Umsetzung der (positiven oder negativen) Ergebnisse in die Praxis Zeit bis zur vollständigen Publikation, werden Patienten möglicherweise unnötig lange mit nutzlosen Mitteln behandelt oder müssen unnötig lange auf wirksame Mittel warten. Verlassen sich die Mediziner jedoch auf die vorläufigen Ergebnisse, laufen sie Gefahr, in die Irre geführt zu werden. Denn nach einer anderen Auswertung gibt es zwischen den Ergebnissen in Konferenz-Abstracts und der vollständigen Publikation zum Teil erhebliche Diskrepanzen. Das sollte auch für Journalisten eine Warnung sein, zu schnell und nur auf der Basis einer Pressemitteilung oder eines Konferenz-Abstracts über Studienergebnisse zu berichten.

JAMA Oncol. Published online April 12, 2018. doi:10.1001/jamaoncol.2018.0264